12/2023 Weihnachtsnewsletter und Flyer zur ärztlichen Psychotherapie
TOP 1: Weihnachts- und Neujahrgruß
Top 2: Neuer Flyer der DÄVT-Akademie für Berufsstartern in den P-Fächern
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
TOP 1: Weihnachts- und Neujahrgruß
Liebe Mitglieder,
die DÄVT wünscht allen Mitgliedern Frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr!
Danke für Ihre Treue und Unterstützung!
Top 2:
Erneut hatte die Gesellschaft ein Jahr der Herausforderungen in dem Bemühen der bedrohlichen Marginalisierung der Ärztlichen Psychotherapie entgegenzuwirken.
Im 30. Jubiläumsjahr haben wir die DÄVT-Akademie gegründet, speziell für die Ausbildung in Verhaltenstherapie und Ärztliche Befugter in VT-Bausteinen.
Der erste Flyer ist gedruckt und im Anhang: Eine Informations-Broschüre für alle Starter in den P-Fächern mit Orientierungshilfen für den Dschungel in den Richtlinien, der neuen Musterweiterbildungsordnung und Ärztekammerbedingungen.
Wir freuen uns über die Weitergabe an viele junge Kolleg:Innen.
Herzliche Grüße aus dem Vorstand der DÄVT!
Unterstützung des Beschlussantrags „Keine Psychiatrische und psychosomatische Versorgung ohne Ärztliche Psychotherapie“ DÄT 2023: DÄVT-Unterschriftenaktion an DGPPN
Frau Ruhstorfer, bitte an Mitglieder verschicken, und Hr. Putz, bitte auf Homepage einstellen.
DÄVT-Newsletter: 24. 11. 2023
TOP 1: Bitte um Unterstützung des Beschlussantrags „Keine Psychiatrische und psychosomatische Versorgung ohne Ärztliche Psychotherapie“ DÄT 2023: DÄVT-Unterschriftenaktion an DGPPN
Liebe Mitglieder,
in letzter Minute haben wir beschlossen, publikumswirksam schon auf der DGPP eine Unterschriftenaktion zu obigem Beschlussantrag des Dt. Ärztetages 5-2023 zu starten.
Bitte unterstützen Sie unsren Aufruf! Nutzen Sie die Unterschriftenaktion in Ihrem beruflichen Umkreis bzw. Einfluss- Kreisen, um in letzter Sekunde Weckrufe zu setzen bei den Entscheidungsträgern. Wir freuen uns über jede Weiterleitung der PDFs. DANKE!
Listen, auch unvollständig, an mich direkt zurücksenden. DANKE!
- Der Vorstand -
DÄVT c/o Schön Klinik Roseneck, Am Roseneck 6, 83209 Prien
„Keine psychiatrische und psychosomatische Versorgung
ohne Ärztliche Psychotherapie!“
Aufruf zur Unterstützung des obigen Beschlussantrags am 127. Deutschen Ärztetag Mai 2023 in Essen nach Vorlage der DÄVT
Eingereicht von Dr. Stefanie Oberfeld als Abgeordnete der Ärztekammer Westfalen -Lippe und Christa Bartels als Abgeordnete der Ärztekammer Nordrhein, siehe Anlage.
Die DÄVT tritt der Marginalisierung der ärztlichen Psychotherapie entschieden entgegen und bittet um Unterstützung, damit die ärztliche Psychotherapie kein Auslaufmodell wird!
Die Deutsche Ärztliche Gesellschaft für Verhaltenstherapie (DÄVT) macht sich seit über 30 Jahren stark für Ärztliche VT und war 1995 mit unserem Gründungspräsidenten Prof. R. Meermann Initiator und Begründer der StäKo (Ständige Konferenz ärztlicher psychotherapeutischer Verbände. (www.stäko.de) Die DÄVT war auch bei der Einführung der Ergänzung „…und Psychotherapie“ in allen sog. P-Facharzt-Fächern (FA für Psychiatrie und Psychotherapie, FA für Kinder – und Jugend-Psychiatrie und Psychotherapie, FA für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, seit der MWBO 2007 auch bei FÄ mit fachgebundener Psychotherapie, wie z. B. Pädiatrie, Gynäkologie, Allgemeinmedizin…) aktiv beteiligt
Der Bedarf an Psychotherapie ist hoch! Eine Bedarfssteigerung ist festzuhalten. Der aktuelle DAK-Report verzeichnet ein „Rekordhoch bei Depressionen“ und in 2022 einen neuen Höchststand an Arbeitsausfall aufgrund psychischer Erkrankungen mit einer Steigerung von 48 % zu 2011. (www.dak.de/psychreport). Einer Sonderanalyse von Krankenhausdaten im Rahmen des Kinder- und Jugendreports der DAK Krankenkasse Bayern zufolge nehmen psychische Störungen auch bei Kindern deutlich zu.
Zur Versorgung der vielen psychisch kranken Patienten brauchen wir zweifelsfrei ALLE: Ärztliche und Psychologische Psychotherapeuten. Die DÄVT tritt uneingeschränkt ein für ein synergistisches Miteinander aller drei Professionen!
Die Psychotherapieversorgung kann aktuell von allen ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten nicht zeitgerecht zum Bedarf ausreichend gedeckt werden. Die Wartezeit betrug 2019 fast 5 Monate, auf dem Land länger als in der Stadt (Studie Dt. Bundestag zu Wartezeiten auf eine Psychotherapie, 9/2022, siehe Dokumentation WD 9 - 3000 - 059/22. Der KVB Bayern zufolge 97 Tage www.aerzteblatt.de vom 10. 2. 23)
Unsere Gesellschaft möchte den speziellen Bedarf der ärztlichen Psychotherapie betonen und begründen, um den Verlust des Bio im Bio-Psycho-Sozialem Modell entgegenzutreten. Ärztliche Psychotherapie ist spezifisch, ubiquitär, unverzichtbar und sehr ökonomisch: Ärztliche Psychotherapeuten haben zusätzlich zur Psychotherapieausbildung eine medizinische, psychiatrische, psychosomatische, fachärztliche Expertise. Ä- PT haben zusätzlich eine poly-pharmakologische Expertise über die rein psychiatrische Medikation hinausgehend auch bei somatischen Indikationen. Ä-PT behandeln polymorbid komplex und schwerst Erkrankte, wie wahnhafte, depressive, suizidale und demente Patienten und andere. Ä-PT haben eine komplexe integrative diagnostische und differentialdiagnostische Expertise. Sie überblicken die Gesamtheit der Einflussfaktoren für den Therapieplan. Sie haben Übersicht über die interprofessionell ablaufenden Therapieeinheiten; sie orchestrieren psychisches, somatisch-medizinisches, pflegerisches, ergotherapeutisches, physiotherapeutisches, musiktherapeutisches, sozialtherapeutisches und weiteres am Therapieprozess beteiligtes Personal. Ä-PT stellen die Indikation für Drug Monitoring, Elektrokrampftherapie, Stimulationsverfahren, Schlaf-Phasenverschiebung und andere spezifische Therapiemaßnahmen zusätzlich und parallel zur Psychotherapie. Ä-PT findet oft stationär statt in vielen institutionellen und situativen Settings wie Klink, Tagesklinik, Nachtklinik und Ambulanz. Ärzte mit Psychotherapieausbildung bedienen Notdienste an Abenden und an Wochenenden, Nachtdienste, Intensivstationen, und Konsiliar-Liaison-Dienste.
Ä-PT haben eine eigene Identität, ein Alleinstellungsmerkmal bezüglich oben genannter Kriterien.
Grave betont die Bedeutung der therapeutischen Beziehung für den Outcome von Behandlungen: eine integrative Betrachtung, eine spezifische Indikationsstellung, eine somatisch und psychisch orientierte Therapieplanung und Pharmakotherapie verbessern den Effekt und verkürzen den Verlauf.
Es ist uns gelungen, über Frau Dr. Stefanie Oberfeld, FÄ für Psychiatrie und PT in Telgte, und Frau Christa Bartels, Nervenärztin und Ärztliche Psychotherapeutin, Vertretung VPK, Düren, auf dem Dt. Ärztetag 5-2023 einen Beschlussantrag zum Vorstand zu bringen. „Keine psychiatrische und psychosomatische Versorgung ohne ärztliche PT“. Wir haben die argumentative Vorlage dazu mitverfasst.(www.bundesarztekamme.de. Deutscher Ärztetag 2023. Seite 200. TOP IC 98.)
Unsere Nicht-ärztlichen Mitstreiter haben in ihrer Bundespsychotherapeutenkammer und in allen Landespsychotherapeutenkammern eine eigene mächtige Vertretung nur für ein Gebiet! Wir Ärztlichen Psychotherapeuten sind nur ein kleiner Teil der Bundes-Ärztekammer und der Landesärztekammern neben VIELEN anderen Gebieten: nur ein Teil von insgesamt 34 Facharzt-Gebieten und 55 Zusatz-Weiterbildungen. Die Marginalisierung ist also auch in unserer Berufsvertretung enorm! Wir sind mitten in einem Systemwandel und zur dringenden Selbsthilfe aufgerufen:
Helfen Sie mit! Retten Sie die Ärztliche Psychotherapie!
Unterstützen Sie mit Ihrer Unterschrift den o. g. Beschlussantrag, über den wegen Zeitmangel bisher nicht abgestimmt wurde. Ggf. ist eine neue Vorlage am Dt. Ärztetag im Jahr 2024 erforderlich.
Die Unterschriften haben nur symbolischen Charakter, sind aber wichtige Weckrufe für das Problembewusstsein bei den Entscheidungsträgern.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Mit freundlichen Grüßen des gesamten Vorstands
Dr. med. Beate Deckert, Präsidentin
An den Gesamtvorstand zur Info! Beate Deckert
Zitierten Text anzeigen
Newsletter 11/23: Mitgliederversammlung am 1.12.23 und DGPPN '23 Workshops und Symposien
Liebe Mitglieder,
TOP 1: traditionell im zeitlichen Rahmen des DGPPN Kongress findet unsere Mitgliederversammlung statt. In diesem Jahr mit Neuwahl des Vorstandes. Es ist eine Hybrid-Veranstaltung, an der Sie Live oder mit Link teilnehmenden können.
- DÄVT-Hybrid-Mitgliederversammlung am Freitag , den 1. 12. 2023 um 19 Uhr KV-Berlin, Masurenalle 6A, 14057 Berlin
- Den Link bitten wir anzufordern im Sekretariat Frau Ruhstorfer
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. oder über PräsidentinDiese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. . Er wird 1 Tag vor der MGV zugeschickt.
Wir freuen uns, wenn Sie teilnehmen und wir Sie begrüßen dürfen!
TOP 2: DGPPN-Kongress vom 29. 11. – 2. 12. 2023 November, CityCube Berlin:
- DÄVT-Symposium, Topic 16, Psychotherapie. S-119. Freitag, den 1. 12 2023 von 8.30 Uhr – 11 Uhr im Saal Paris 2
Thema „Ärztliche Verhaltenstherapie bei ärztlichen Komorbiditäten“.
Vorsitz T. Frodl (Aachen), Beate Deckert (Würzburg)
- 1-Tages-Workshop „PKP – Psychiatrische Kurz-Psychotherapie der Depression in Praxis und Klinik“.
Topic Fort- und Weiterbildungen. WS 121, am Mittwoch, den 29. 11. 2023, 15.30 – 19.30 Uhr, Raum ist noch nicht bekannt,
Workshop-Leiterin Dr. med. Beate Deckert, Würzburg
- 2-Tage Workshop ; Einführung in die Mentalisierungsfördernde Verhaltenstherapie“
Workshopleiter: Prof Serge Sulz, Dr. Lars Thessen, Freitag und Samstag, den 1.-2. 12. Von 8.15-12.15 Uhr
- DÄVT -Informations- Stand:
Erneut präsentiert sich die DÄVT an einem eigenen Informations-Stand!
Sie finden uns im Ostfoyer/Level 2, N 30, auf dem Weg zum Mediencenter. Siehe Anlage.
Kommen Sie vorbei! Wir begrüßen Sie sehr gern persönlich!
Im Namen des gesamten Vorstands grüßt Sie herzlich
Dr. med. Beate Deckert
Präsidentin
DÄVT Leitlinienarbeit an der nationalen Versorgungs-Leitlinie „Unipolare Depression“
TOP 1: Newsletter-Serie zu unserer Leitlinienarbeit
Heute: Nationale Versorgungs-Leitlinie „Unipolare Depression“
Liebe Mitglieder,
heute berichtet Herr Prof. Dr. med. Thomas Messer über die Neufassung der Nationalen Versorgungs-Leitlinie (NVL) Depression.
Thomas Messer ist Ärztlicher Direktor der Danuviusklinik GmbH und Chefarzt der Danuviusklinik Pfaffenhofen an der Ilm, einer Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie begann seine berufliche Karriere 1988 an der Psychiatrischen Klinik der LMU in München, danach war er von 1999-2010 geschäftsführender Oberarzt am Bezirkskrankenhaus Augsburg. Seit 2010 leitet er die Danuviusklinik in Pfaffenhofen an der Ilm. Seine klinischen Schwerpunkte sind Verlaufs- und Versorgungsforschung, Psychopharmakotherapie, Notfallpsychiatrie, darüber hinaus engagiert er sich in der sozial- und zivilrechtliche Begutachtung. Für die DÄVT ist er der Leitlinienbeauftragte bei der AWMF und er vertrat als Delegierter die DÄVT bei der Erarbeitung der NVL Depression.
Nationale Versorgungs-Leitlinie Unipolare Depression (2022)
Seit dem 29. September 2022 ist die aktuelle Version 3.0 der nationalen VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression publiziert. Sie ist bis zum 29. September 2027 gültig.
Bereits seit 2003 existiert das Programm für nationale VersorgungsLeitlinien unter der gemeinsamen Trägerschaft von Bundesärztekammer (BÄK) Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) und der Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher medizinischer Fachgesellschaften (AWMF). Bislang wurden nationale VersorgungsLeitlinien unter anderem zu Asthma, chronischer Herzinsuffizienz, COPD, Hypertonie, Typ II Diabetes und nun auch in revidierter Fassung zur unipolaren Depression erarbeitet. Ziele des NVL-Programms sind unter anderem Empfehlungen zu versorgungsbereichsübergreifenden Vorgehensweisen entsprechend dem besten Stand der medizinischen Erkenntnisse unter Berücksichtigung der Kriterien der evidenzbasierten Medizin zu geben. Die NVL-Methodik beinhaltet zum einen unterschiedliche Evidenzgrade (I starke Evidenz, II mäßige Evidenz, III-IV schwache Evidenz), aus denen sich die Empfehlungsgrade (Soll , sollte oder kann ) ergeben. An der Erarbeitung beteiligten sich 32 Fachgesellschaften bzw. Organisationen in einer Leitliniengruppe.
Wesentliche Ziele der NVL unipolare Depression, Version 3.2, sind:
- Eine Verbesserung der Diagnostik zur Vermeidung von Über- und Unterdiagnostik. Dies beinhaltet die Schärfung der Schweregradeinstufung, die Erfassung subjektiver Symptome und die Berücksichtigung des bio-psycho-sozialen Modells gemäß der internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF).
- Die Stärkung der Kommunikation zwischen Behandelnden und Patient*innen mit dem Ziel, die gemeinsame Entscheidungsfindung sowie die Adhärenz zu gemeinsam vereinbarten Therapiezielen zu fördern.
- Eine stärkere Berücksichtigung niedrigintensiver Interventionen inklusive technologiebasierter Anwendungen.
- Eine individuellere medikamentöse Therapie mit spezifischen Empfehlungen zum Absetzen.
- Eine verstärkte Berücksichtigung von psychischen und somatischen Komorbiditäten.
- Eine verbesserte Suizid-Prävention.
- Die Aufnahme ICF-orientierter Empfehlungen zu Rehabilitation und Teilhabe mit besonderer Berücksichtigung des Zusammenhanges von Arbeit und psychischer Gesundheit.
- Eine verbesserte Kenntnis von verfügbaren Leistungen, deren Anbietern und den Zugangswegen, ein verbessertes Management von Schnittstellen zwischen den Sektoren und eine verbesserte Koordination und Kommunikation der beteiligten Berufsgruppen.
- Eine verbesserte Handhabbarkeit der Leitlinie durch Entwicklung von Abbildungen, Tabellen und Algorithmen sowie praxisnahen Materialien für Behandelnde und Patient*innen.
- Eine bessere Disseminierung und Implementierung der Leitlinie bei Behandelnden, Patient*innen und Entscheidungsträgern.
Was wurde im Vergleich zur Version 2.0 verändert?
Strukturell
- Gliederung nach Behandlungs- bzw. Erkrankungsphasen sowie nach Schweregrad der Depression
- Verschieben der Empfehlungen zur Durchführung der Therapie in das neue Kapitel Therapieprinzipien; Vereinheitlichen der behandelten Aspekte für Pharmako- und Psychotherapie
Inhaltlich
- Medikamentöse Erhaltungstherapie 6-12 Monate nach Remission (bisher 4-9 Monate) -> Anpassung an Studienlage
- Maßnahmen bei Nichtansprechen von Antidepressiva: neue Empfehlung zur Kombination mit Psychotherapie, Änderung der Empfehlungsgrade für einige der Strategien, neue Empfehlung zur Kombination mit repetitiver Magnetstimulation (rTMS)
- Maßnahmen bei Therapieresistenz: Erhöhung des Empfehlungsgrades für rTMS
- Behandlung chronischer Formen: Neuformulierung der Empfehlungen auf Basis klinischer Erwägungen -> Vorgehen wie bei akuter Episode gemäß schweregradspezifischen Empfehlungen bzw. gemäß Empfehlungen zu Maßnahmen bei Nichtansprechen/Therapieresistenz
- Lichttherapie: Zusätzliche Empfehlung bei Depressionen ohne saisonales Muster
Welche Empfehlungen sind neu in Version 3.0?
- ICF-basierte Diagnostik (funktionale Beeinträchtigung, psychosoziale Folgen, Teilhabeeinschränkungen
- Vereinbarung individueller Therapieziele
- Therapieprinzipien der Psychotherapie (analog zu vorhandenen Inhalten zur Pharmakotherapie)
- Pharmakogenetische Testung
- Absetzen von Antidepressiva
- Internet- und Mobilbasierte Interventionen (Indikation, Begleitung, Monitoring)
- Entscheidung über Arbeitsunfähigkeit
- Esketamin intranasal, Ketamin IV
- Ernährungsbasierte Interventionen
- Maßnahmen bei Nichtansprechen einer Psychotherapie
- Komplexe Versorgungsformen z. B. Disease-Management-Programmen
- Entlassmanagement
- Indikationsstellung für psychosomatische bzw. psychiatrische Rehabilitation sowie für Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben
Hervorzuheben ist, dass in den Behandlungsalgorithmen bei leichtgradiger akuter depressiver Episode neben einer psychotherapeutischen Basisbehandlung (Gesprächsleistungen außerhalb der Richtlinienpsychotherapie) auch internet- und mobilbasierte Interventionen (IMI) angeboten werden sollen, eingebettet in ein therapeutisches Gesamtkonzept. Bei mittelgradiger oder schwerer Depression sollen internet- und mobilbasierte Interventionen als alternativer Behandlungsansatz angeboten werden, wenn die Patient*innen sowohl Psychotherapie als auch Antidepressiva ablehnen. Bei Nichtansprechen einer Psychotherapie soll nach Evaluation der Ursachen (Intervision, Supervision) sowohl patientenbezogene Faktoren als auch negative Auswirkungen einer Psychotherapie benannt, sodann eine Therapieanpassung und gegebenenfalls Intensivierung der Psychotherapie vorgenommen werden.
ICF-basierte Diagnostik
Neben der Symptomatik ist auch die Erfassung der aus den Depressionen resultierenden funktionalen Beeinträchtigungen, der psycho-sozialen Folgen und Teilhabeeinschränkungen integraler Bestandteil des diagnostischen Vorgehens, denn sie sind elementar für die Formulierung individueller Therapieziele, die Wahl der Behandlung und die Initiierung rehabilitativer Angebote, z. B. zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit. Onlineprogramme können eine wirksame niedrigschwellige Therapieoption darstellen. Die Leitlinie empfiehlt die Nutzung evidenzbasierter Anwendungen mit therapeutischer Begleitung nach einer fachgerechten Diagnostik und Indikationsstellung und mit einem regelmäßigen Monitoring von Adhärenz und Wirksamkeit, bei leichten Depressionen als alleinige und bei mittelschweren oder schweren Depressionen als zusätzliche Intervention.
Arbeitsunfähigkeit
Ein neues Kapitel diskutiert die psychosozialen und arbeitsplatzbezogenen Faktoren für die Entscheidung über eine Krankschreibung. Entlastenden Effekten stehen negative Folgen wie z. B. Deaktivierung, Verlust des Tagesrhythmus und Reduzierung sozialer Kontakte gegenüber.
Rehabilitation und Teilhabe
Das neue Leitlinienkapitel legt den Fokus auf die Indikationsstellung für eine psychosomatische bzw. psychiatrische Rehabilitation sowie auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben.
Behandlung nach Schweregrad
Welche Behandlung empfehlenswert ist hängt davon ab, wie viele Symptome auftreten, wie schwer sie ausgeprägt sind und wie stark sie die Patientin einschränken. Bei einer ersten leichten depressiven Episode sollen zuerst niedrigschwellige Interventionen angeboten werden, z. B. durch beratende Gespräche oder Onlineprogramme. Bei mittelschweren Depressionen oder bei rezidivierenden leichten Episoden kommen eine Psychotherapie oder eine medikamentöse Behandlung in Frage. Bei schweren Depressionen sollen beide Ansätze kombiniert werden.
Maßnahmen bei Nichtansprechen
Schlägt die Behandlung nicht an ist es wichtig, die Ursachen dafür zu finden. Die Leitlinie enthält einen evidenzbasierten Algorithmus zum Vorgehen bei Nichtansprechen auf Antidepressiva. Empfohlen werden z. B. die Kombination bzw. Augmentation mit Psychotherapie, mit anderen Medikamenten oder mit neurostimulatorischen Verfahren. Außerdem formuliert die Leitlinie erstmals auch Empfehlungen zum Nichtansprechen auf Psychotherapie. Die NVL konzentriert sich dabei auf die in Deutschland ambulant verfügbaren und erstattungsfähigen vier psychotherapeutischen Verfahren, die gemäß der Psychotherapierichtlinie des gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) sozialrechtlich anerkannt sind: Psychoanalyse, tiefenpsychologische Psychotherapie, Verhaltenstherapie, systemische Therapie. So soll bei ausbleibender Besserung nach 8-12 Wochen die mögliche Ursache abgeklärt und über eine Anpassung des psychotherapeutischen Vorgehens entschieden werden. Als denkbare Gründe für ein Nichtansprechen auf Psychotherapie werden eine fehlende Passung von Psychotherapeutinnen und -therapeuten mit der Persönlichkeit der Patient*innen oder auch die Auswahl eines inadäquaten Verfahrens genannt. Ein Verfahrenswechsel könnte nach Leitlinie angezeigt sein, wenn z.B. in der Verhaltenstherapie eine aktive Mitarbeit abgelehnt wird oder bei einem psychodynamischen Verfahren die Patient*innen Schwierigkeiten haben, sich dem symptomtragenden Konflikt zuzuwenden. Darüber hinaus sollte insbesondere bei komplex erkrankten Patientinnen und Patienten und/oder komplizierten Behandlungsprozessen eine regelmäßig begleitende Erfassung von Symptomatik, Befinden und therapeutischen Prozess durch validierte Instrumente erfolgen (abgeschwächte Empfehlung). Schließlich widmet sich ein ausführlicher Abschnitt den möglichen unerwünschten Wirkungen von Psychotherapie, die lange Zeit kaum beachtet wurden.
Herzlicher Dank an Herrn Messer!
Im Namen des gesamten Vorstands grüßt Sie herzlich
Dr. med. Beate Deckert
Präsidentin